Seit Donnerstagabend gilt auf dem Brüsseler Platz das Alkoholverbot. So soll der Lärm im Belgischen Viertel gesenkt werden. Roberto Campione hat eine Alternativ-Idee.
Debatte um RuhestörungKölner OB-Kandidat bringt neuen Vorschlag für den Brüsseler Platz ein

Die Stadt Köln hat das Verweilverbot auf dem Brüsseler Platz nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts aufgehoben. Jetzt gilt ein Alkoholverbot.
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Seit Donnerstagabend (15. Mai) gilt auf dem Brüsseler Platz im Belgischen Viertel ein nächtliches Alkoholverbot. Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens ist es untersagt, Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken, zudem gibt es ein Mitführverbot für offene alkoholische Getränke. Damit soll sich die Lärmbelastung in dem beliebten Ausgehviertel reduzieren.
Roberto Campione, Oberbürgermeister-Kandidat des Wählerbündnisses Kölner Stadtgesellschaft (KSG), kritisiert das pauschale Verbot. Stattdessen setzt der 52-Jährige auf „kreative Lösungen“. Sein Vorschlag lautet: eine dynamische Platzbeleuchtung, die sich je nach Lärmpegel farblich verändert – von Weiß über Gelb bis Dunkelrot.

Roberto Campione tritt zur Oberbürgermeisterwahl 2025 an.
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„Dunkelrot bedeutet: Schmerzgrenze erreicht“, erklärt Campione. In diesem Fall soll nach spätestens 15 Minuten das Ordnungsamt oder die Polizei eingreifen und den Platz räumen. Als Vorbild dienten Städte wie Ingolstadt, Seoul oder Madrid. Dort würden bereits optische Ruhezeichen eingesetzt, um die Lautstärke zu überwachen und zu reduzieren.
Campione hofft auf Lerneffekt – Lärmampel als „kölsche Alternative“
Campione hat in Köln Stadtplanung studiert und erläutert die Idee weiter: Zusätzlich zur Lärmampel würden Schilder angebracht, die die Farbstufen erklären, sagt er. Das Ordnungsamt erhielte eine Benachrichtigung, wenn die höchste Warnstufe erreicht sei, und könnte dann den Brüsseler Platz aufsuchen.
Mit der Zeit würde sich bei den Menschen ein Lerneffekt einstellen, glaubt der Kölner. „So kann man Feiernde disziplinieren, ohne gleich ganze Gruppen zu kriminalisieren“, sagt er. Seinen Vorschlag sieht er als „kölsche Alternative“ zum neu eingeführten Alkoholverbot. Das wiederum gilt laut Stadt Köln bis zum 31. Oktober. Lärmmessungen sollen zeigen, ob es dadurch am Brüsseler Platz ruhiger wird.
Hotspot Brüsseler Platz: Worum es bei dem Lärm-Streit in Köln geht
Der Platz vor der katholischen Kirche St. Michael ist seit Jahren ein Hotspot: Dort treffen sich bis spät in die Nacht Kölner und Touristen, zahlreiche Kneipen und Bars grenzen an. Doch die Stadt muss die gesetzlich verankerte Nachtruhe schützen. Der Lärmpegel steigt vor allem im Sommer. Einige Anwohnende klagten bereits vor Gericht und erhielten Recht.
Zunächst versuchte es die Verwaltung mit einem Verweilverbot an den Wochenendnächten, doch das wurde als „voraussichtlich rechtswidrig“ gekippt. Als „milderes Mittel“ soll nun das Alkoholverbot die Attraktivität des Platzes mindern. Zusätzlich schlagen Grüne, CDU und Volt im Kölner Stadtrat einen Ausweichtreffpunkt im Grüngürtel vor. (mt/sbo)