Friedhelm Funkel spricht von „fehlendem Vertrauen“. Die Trainersuche beim 1. FC Köln läuft derweil weiter auf Hochtouren.
Nach Funkel-RückzugWilde Gerüchte und alte Bekannte – 1. FC Köln setzt Trainersuche fort

Christian Eichner und Christian Titz im Gespräch vor dem Spiel zwischen Karlsruhe und Magdeburg
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Seit vergangenem Freitag ist gewiss, dass der 1. FC Köln ohne seinen Aufstiegstrainer Friedhelm Funkel in die Bundesliga gehen wird. Der 71-Jährige, der mehrfach betont hatte, dem FC auch in der kommenden Saison zur Verfügung zu stehen, verzichtete auf eine Teilnahme am Auswahlprozess. Einen Trainer, der dreimal in Köln tätig war und zuletzt zweimal die Saisonziele rettete, hätte man auch ohne Bewerbungsverfahren im Amt bestätigt – wenn man von ihm überzeugt gewesen wäre. Denn wer sich perfekt versorgt fühlt, sucht nicht mehr nach jemandem, der es eventuell besser machen könnte.
Funkel hat das gespürt. Am Sonntag beschrieb er in der Sendung „Doppelpass“ beim Sender Sport1 noch einmal seine Wahrnehmung: „Wenn du als Trainer nicht die hundertprozentige Rückendeckung am ersten Tag deiner Tätigkeit hast – wann willst du sie dann bekommen?“, fragte er in die Runde.
Funkel hätte eigentlich live in der Sendung vom Münchner Flughafen auftreten sollen, doch sein Flug von Düsseldorf wurde am Sonntagmorgen gestrichen. Er habe „eine gewisse Unsicherheit gespürt, mit mir weiterzumachen“, beschrieb Funkel und meinte damit vor allem den Gemeinsamen Ausschuss, der einer Trainer-Entscheidung zustimmen muss und offenbar bereits vorab auslotete, nach welchem Trainer Thomas Kessler der Sinn stand.
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Kessler wurde am Donnerstag zwar zum Sportdirektor ernannt und mit einem Vertrag bis 2027 ausgestattet, hat aber vorerst nicht die alleinige Entscheidungsgewalt. Das bestätigte jedenfalls Friedhelm Funkel. „Ich glaube, dass Thomas auch mit mir weitermachen wollte. Wir haben sehr, sehr gut miteinander gearbeitet in den letzten Tagen. Aber er ist eben erst ein oder zwei Tage im Amt gewesen und hatte noch nicht die Gunst, allein über den Trainer zu entscheiden“, bekräftigte Funkel. Darauf habe er sich entschieden, aus dem Auswahlprozess auszusteigen und dem 1. FC Köln abzusagen. Das sei ein schwerer Schritt gewesen, aber „ich glaube, es war ein vernünftiger Schritt. Wenn das Vertrauen nicht da ist, hat es keinen Zweck.“ Der Prozess geht nun ohne Funkel weiter. Thomas Kessler leitet ihn gemeinsam mit dem Vorstand um Präsident Werner Wolf, der wiederum von Erich Rutemöller und Frank Schaefer beraten wird.
Wenn du als Trainer nicht die hundertprozentige Rückendeckung am ersten Tag deiner Tätigkeit hast – wann willst du sie dann bekommen?
Am Wochenende verblüffte das Portal „sport.de“ allerdings mit einem Bericht, nach dem Urs Fischer bereits längst als nächster Kölner Trainer feststehe. Der ehemalige Trainer von Union Berlin habe bereits einen Vertrag in Köln unterzeichnet, dessen Gültigkeit per Klausel an den Aufstieg in die Bundesliga geknüpft gewesen sei. Das wäre tatsächlich brisant gewesen, denn es hätte bedeutet, dass nicht nur Friedhelm Funkel, sondern die gesamte Öffentlichkeit über Wochen hinweg getäuscht worden wäre. Und mit Urs Fischer einen Trainer geholt hätte, der zwar nicht bereit war, die Mannschaft auf Rang 2 liegend in der Zweiten Liga zu übernehmen. Sich nach dem Aufstieg aber absolut bereit gefühlt hätte.
Schräg klang das alles, und tatsächlich ist nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nichts dran an der Geschichte von Urs Fischer, der beim 1. FC Köln bereits seit dem Aufstieg unter Vertrag steht, diesen Umstand aber gemeinsam mit dem Verein seitdem geheim hält.

Friedhelm Funkel beim FC-Talk von Kölner Stadt-Anzeiger und Express im Fleischhauer Audizentrum
Copyright: Herbert Bucco
Ob der Schweizer auch passen würde, wäre ohnehin mit ein paar Fragezeichen verbunden. Die Kölner legen bei ihrem Profil großen Wert auf eine aktive Spielidee. Außerdem zählt zu den grundsätzlichen Ansprüchen am Geißbockheim, einen Coach zu verpflichten, der jungen Spielern den Übergang in den Profisport ermöglicht. Besonders diese Komponenten fehlten weitgehend in Fischers Profil. Daher sei der 59-Jährige nicht nur ohne Vertrag, sondern auch auf der Liste möglicher Trainerkandidaten allenfalls weit unten zu finden – wenn überhaupt.
Christian Titz dagegen werden zumindest dem Profil nach bessere Chancen eingeräumt. Mit dem 1. FC Magdeburg spielte der Trainer eine bemerkenswerte Saison, gewann beide Spiele gegen Köln und hielt seine Mannschaft über lange Zeit in den Top-3 der Liga. Allerdings brachte der 54-Jährige seine Mission nicht ins Ziel. Von den letzten vier Saisonspielen gewann Magdeburg nur noch eines und beendete die Spielzeit auf einem etwas undankbaren fünften Platz.
Der 1. FC Magdeburg blickt auf eine spektakuläre Saison zurück
Magdeburgs Spielstil setzte auf schnellen, dominanten Fußball mit viel Ballbesitz und hoher Laufbereitschaft. Der niederländische Umschalt-Spezialist Martijn Kaars war mit 19 Saisontoren der überragende Angreifer der Sachsen-Anhaltiner. Mit dieser Art Fußball würde man es auch in Müngersdorf gern versuchen, wenngleich vorerst offen ist, mit welchen Spielern das sein soll.
Interessant ist der Blick in Titz' Vergangenheit. Der Trainer arbeitete 2009 für ein halbes Jahr bei Viktoria Köln. Damals betreute er sowohl die Herrenmannschaft in der Mittelrheinliga als auch die A-Jugend in der Bundesliga. Titz lebte damals in Aachen, der Aufwand war gewaltig. Die in diesen Zeiten finanziell klamme Viktoria konnte Titz nicht angemessen bezahlen.
Sportlich lief es zwar bemerkenswert, der Austausch zwischen Junioren und Senioren war vorbildlich. Doch zum Ende der Hinserie trennten sich die Wege wieder. Titz wird nachgesagt, sich eine Rückkehr nach NRW vorstellen zu können. Die Familie wohnt seit geraumer Zeit in Meerbusch. Gut möglich, dass er nun Teil des Kölner Auswahlverfahrens wird. Ebenfalls im Rennen ist weiterhin Bo Svensson (45), der zuletzt bei Mainz 05 und Union Berlin arbeitete und seit Dezember 2024 vereinslos ist. Interesse besteht auch an Christian Eichner. Der frühere FC-Profi ist seit 2020 Cheftrainer beim Karlsruher SC und steht dort noch bis 2027 unter Vertrag und wurde zuletzt mit dem KSC Achter.