Das Museumsteam lädt zu den Morsbroicher Kunsttagen vom 16. bis zum 18. Mai ein.
Am WochenendeWas für die Morsbroicher Kunsttage in Leverkusen geplant ist

Das Museumsteam lädt zu den Morsbroicher Kunsttagen vom 16. bis zum 18. Mai ein.
Copyright: Niklas Pinner
Es sind schon außergewöhnlich gute Gegebenheiten, die das Team vom Museum Morsbroich um dessen kommissarischen Direktor Fritz Emslander, Kuratorin Thekla Zell und Kunstvermittlerin Lucia Riemenschnitter für die anstehenden Morsbroicher Kunsttage nutzen kann. Während im Schloss Burkhard Damms „toteBlattSammlung“ sowie die Ausstellung „Ins Offene!“ von 14 Studentinnen und Studenten der Kunsthochschule für Medien (KHM) Köln zu sehen sind, kann das Team auch das Außengelände mit einbeziehen. Sei es durch Margit Czenki und Christoph Schäfer und ihr „Parklabyr“ oder durch den „Zugspitz Circle“, einer Installation des renommierten britischen Künstlers Richard Long.
Offiziell eröffnet werden die Kunsttage am Freitag, 16. Mai, um 19.30 Uhr im Kunstverein. Dort stellte Gülbin Ünlü „Papiere“ aus. Für danach, 20.30 Uhr, ist zum inzwischen dritten Mal ein Poetry Slam geplant. Wieder dabei ist der „Klub M“, der Kunstclub für Jugendliche des Museums, und das Lise-Meitner-Gymnasium. Die Veranstaltung gehört zum Programm der Aktion „Gegen das Vergessen“, die anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes derzeit in Leverkusen läuft. Wie Lucia Riemenschnitter berichtet, seien die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie immer frei in der Gestaltung ihrer Wortbeiträge, aber der Dichterwettstreit soll an die Aktion angelehnt sein.

Der Eintritt ist am gesamten Wochenende frei.
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14 Künstlerinnen und Künstler der KHM werden am Samstag um 16 Uhr dabei sein, wenn im Spiegelsaal ihre Ausstellung „Ins Offene! Multispezies Erzählungen“ eröffnet wird. Sie sind alle Studentinnen und Studenten von Prof. Ute Hörner, teilweise ganz frisch, teilweise angehende Diplom-Absolventen, wie sie im Pressegespräch berichtet.
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Bei „Multispezies Erzählungen“ gehe es darum, Geschichten mal anders zu erzählen. Vielleicht auch mal aus einer Sicht, die nicht den Menschen ins Zentrum stellt, sagt Ute Hörner. Die Umsetzung ist dabei vielfältig, das Motto „Ins Offene!“ nicht zufällig gewählt. Denn nicht nur die Kunst ist offen, sondern auch die Medien. Es gibt Skulpturen, Videos und Audioinstallationen. „Neue Perspektiven“ wolle man eröffnen, so die Professorin.
Leverkusen: Natur und Künstliches häufig verbunden
Zum Beispiel in „The Body as a Threshold“: In einem 15-minütigen Video geht es um die Midwayinseln, eine Inselgruppe im nördlichen Pazifik, die mit extremer Plastikverschmutzung zu kämpfen hat. Albatrosse füttern dort ihre Jungen mit Müll. Die Künstlerin Blanca Barbat hat vor der Videoleinwand Müll, den sie selbst im Mittelmeer gesammelt hat, in Fischernetze eingenäht. Ein Bezug zu verformten Albatrossen, wie die Professorin berichtet. Man könne sich auch in diese Gebilde wie in Sitzsäcke setzen, sagt sie. „Aber der Müll piekst“, sagt Thekla Zell. Das ist sicher kein Zufall.
Die 14 Künstlerinnen und Künstler nutzen auch Ecken des Museums, die ansonsten eher selten für Ausstellungen genutzt werden. Einen Kamin zum Beispiel für Claude Wears „Hamster Perspectives“. Die Künstlerin hat Foto von ihrem Hamster ausgestellt, dazu kleine Gebilde aus Papier und Karton, die besser sichtbar sind, wenn man nach unten in Richtung Boden geht – die Hamsterperspektive eben.
Das Verhältnis von Natur und Mensch setzen die Künstlerinnen und Künstler bei aller Offenheit des Mottos auffällig häufig um. Es geht um das, was der Mensch mit der Natur macht. Und um das, was daraus wird, wenn künstlich Erschaffenes auf Natur trifft. Wenn zum Beispiel im Werk von Aiden Vetter Kühlrippen aus Kupfer und Aluminium von Computern eingeschmolzen werden und deformiert aussehen, wie ausgegrabene Amphibien.

Der „Zugspitz Circle“ von Richard Long ist auf dem Außengelände des Museums installiert.
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Diese vermeintliche Widersprüchlichkeit zwischen Natur und Kunst oder Künstlichem hat auch Burkhard Damm in seiner „toteBlattSammlung“ verarbeitet. Damm, der sich selbst nicht als Künstler, sondern als Gärtner und Landschaftsbauer sieht, hat vor 26 Jahren Porzellan, dessen Feinheit ihn schon immer fasziniert habe, mit Natur verbunden. Er hat Blätter und Blüten mit flüssigem Porzellan bestrichen. Hauchfein und fragil sind die verformten Haselblätter. Wie ein Teppich, den man besser nicht betritt. Organische Materialien in Skulpturen übergehen zu lassen, daran ist Damm interessiert. Daran, wie Vergänglichkeit Verbindungen zwischen Forschung und Kunst schafft. Nach 26 Jahren wird diese Sammlung, die nur äußert behutsam zu transportieren ist, wieder ausgestellt.
Der „Zugspitz Circle“ auf dem Außengelände ist ein echter Höhepunkt der Kunsttage. Richard Long, der bald 80 wird, hat dafür Kalkstein an der Zuspitze gesammelt und zu einem Kreis zusammengelegt. Eigentlich, so berichtet Kuratorin Thekla Zell, hat er die Installation sogar für einen Raum gefertigt. Schwer vorzustellen, wenn man den Steinkreis so auf der Wiese liegen sieht. Die Kreisform sei typisch für den Künstler, der zu den renommiertesten Landart-Künstlern gehöre, sagt Zell. Diese Bewegung, die in den 60er-Jahren im englischsprachigen Raum entstanden sei, sei auch eine Protestbewegung gegen das Museale gewesen. Die Künstler wollten raus. Das hat das Museum Morsbroich umgesetzt.
Zum Programm der Kunsttage gehören außerdem die Öffnung des sogenannten „Proberaums“. Der Raum, in dem Menschen aus der Stadt aus dem Fundus des Museums eine eigene Ausstellung zusammenstellen können, wird derzeit bespielt von Schülerinnen und Schülern der Hauptschule Im Hederichsfeld. Am Sonntag um 15 Uhr bieten Margit Czenski und Christoph Schäfer, die im Rahmen des „Parklabyr“ für die Gestaltung des Schlossparks zuständig sind, einen Rundgang durch den Park an.
Die Morsbroicher Kunsttage finden von Freitag bis Sonntag, 16. bis 18. Mai, statt. Freitags und samstags ist von 11 bis 20 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist über das gesamte Wochenende frei, auch im Kunstverein. Das gesamte Programm mit allen Künstlergesprächen und Details ist auf der Internetseite des Museums zu finden.